Feuerwehrautos für Moldawien -
eine Projektidee wird fortgeführt
25.5. – 02.06.2015
Was im Jahre 2013 erfolgreich begonnen hatte, wurde nun im Jahre 2015 zum dritten Male umgesetzt. Moldawien, das ärmste Land Europas, vor den Toren der EU und Grenznachbar zur Ukraine, braucht Hilfe und Unterstützung. In vielen Lebensbereichen ist Not vorhanden, unzureichende Strukturen verhindern eine rasche und gedeihliche Entwicklung des Landes. Da kommen Gerätschaften, die bei uns aufgrund technischer Notwendigkeiten und Vorschriften ersetzt werden, gerade recht. So bekommen Feuerwehrautos, die viele Jahre gute Dienste verrichtet haben, ein zweites Leben. Und helfen dadurch mit, dass die engagierten Feuerwehrleuten in der Republik Moldau sich erfolgreich für den Dienst an der Bevölkerung einsetzen können.
Positiv ist, dass Gemeinden und Unternehmen ohne zu zögern den Wert dieser Hilfe erkennen und rasch die Entscheidungen zur Unterstützung treffen. So waren es diesmal die Marktgemeinde Frastanz, die Gemeinden Sulzberg, Hittisau, Altach und Riefensberg und die Firma Getzner aus Bludenz, die ihre Fahrzeuge dem Hilfsprojekt zur Verfügung stellten. Die umfassenden Vorbereitungsarbeiten, an denen jene Feuerwehrleute teilnahmen, die über Jahre das Fahrzeug selbst benutzt hatten, formten aus der Gruppe ein Team.
Unter Berücksichtigung der jeweiligen terminlichen Möglichkeiten wurde der Projektstart festgelegt: 25.Mai, in aller Frühe. Das Zusammentragen des benötigten Materials, das Beladen der Fahrzeuge und die letzten Vorbereitungen waren die erste gelungene Probe für den Zusammenhalt im Team.
So wurde dann am Pfingstmontag gestartet – eine Mannschaft, die sich sehen lassen konnte.
erste Reihe: (v.li.n.re) Raimund Giselbrecht/Sulzberg, Hans Grabher/Hittisau, Dietmar Mathis/Rankweil, Bernd Gwehenberger/Altach, Mathias Grabherr/Altach; zweite Reihe: Hans Kohler/Rankweil, Peter Beck/Frastanz; Rudolf Mock/Frastanz, Josef Hiller/ Hittisau, Werner Sumnitsch/Fa.Getzner, Andreas Kessler/Fa.Getzner, Martin Kirmair/Sulzberg, Florian Kiechle/Rankweil, Dr.Peter Wöß/Rankweil. nicht im Bild: Bgm. Helmut Blank/Sulzberg
Da der Arlbergtunnel gesperrt war, ging die Fahrt ohne Probleme über München und Salzburg nach Eisenstadt, wo wie gewohnt nach 790 km Quartier in der Landesfeuerwehrschule bezogen wurde. Die Dank der vielen Sponsoren umfassende Versorgung mit Lebensmitteln führte dazu, dass der Mannschaft am ersten Abend sogar drei Menüs zur Auswahl angeboten werden konnten. Anderntags wurde dann wiederum mit Abfahrt um 05.00 die längste Etappe in Angriff genommen. Fast 900 km standen vor den vier schweren Tanklöschfahrzeugen, die noch nie in ihrem Fahrzeugleben eine solch lange Strecke unter einem zu bewältigen hatten.
Die Fahrt durch Ungarn über eine sehr gut ausgebaute Autobahn verlief problemlos. Die Straßen auf den letzten Kilometern vor der Grenze zu Rumänien und dann auf den weiteren 400 km bis nach Hosman in Siebenbürgen waren einfacher, kurvig und führten durch viele kleine Ortschaften, was naturgemäß den Durchschnitt der gefahrenen Kilometer dementsprechend drückte. Hosman, in der deutschen Sprache als Holzmenge bezeichnet, ist einer der vielen Orte in Transsilvanien, besser als Siebenbürgen bekannt. In diesem Abschnitt des Landes waren seit Jahrhunderten als Bollwerk gegenüber dem Osten deutschstämmige Siedler sesshaft. Die vielen romanischen Wehrkirchen auch in den kleinsten Orten zeugen noch von diesem Teil der Geschichte Europas. Die Bevölkerung aber hat sich verändert – nach dem Zusammenbruch des Kommunismus siedelten viele nach Deutschland aus, in leer stehenden Häusern siedelten sich neben Rumänen vor allem auch Roma an – eine ethnische Gruppe, deren Herkunft immer noch im Dunkel der Geschichte liegt und die teilweise im wahrsten Sinne des Wortes am Rande der Gesellschaft leben.
Hier hat der Vorarlberger Jesuitenpater Georg Sporschill für diese benachteiligten Menschen vor wenigen Jahren ein mutiges Sozialprojekt gestartet.
So gibt es in Hosman eine Musikschule, um die natürliche und hohe Musikalität der Roma-Kinder zu fördern (eine Kostprobe davon bekamen wir an einem Abend), es gibt schulische Betreuung, es gibt als Arbeitsprojekte eine Bäckerei und eine Teppichweberei für Frauen, die ansonsten keine Beschäftigung finden und auch aufgrund ihrer Ausbildung kaum Chancen am Arbeitsmarkt haben. Wie stark hier oft Gegensätze aufeinanderprallen, sah man dann in einem Abstecher nach Hermannstadt (Sibiu), das 2007 Kulturhauptstadt Europas war und einen nachhaltigen Flair einer mittelalterlichen Kleinstadt ausstrahlt.
Leider hatte sich auf der Fahrt nach Hosman bereits mit einem der Autos ein kleines Problem angekündigt, das dann zu einem größeren auswachsen sollte. Eine defekte Wasserpumpe – temporär auf der Fahrt von unseren Fachleuten einsatzbereit gemacht, dann aber in Moldau endgültig repariert. Nach einem Tag Aufenthalt in Siebenbürgen ging es dann weiter die letzte Etappe – zur Grenze nach Moldawien und weiter nach Chisinau. Zunehmend änderte sich die Landschaft und immer mehr bestimmten Pferdefuhrwerke als Transportmittel das Straßenbild. Die Grenze konnte erfreulicherweise relativ rasch passiert werden – wobei relativ eben relativ ist.
Jedenfalls wurde die Zeit noch zu einer Jause genutzt. Der Empfand an der Grenze in Moldawien durch unseren Partner war wie immer herzlich. Diesmal ging es aber nicht dirrekt nach Chisinau, sondern rund 70 km nördlich in ein großes Zeltlager. Eine gemeinsame Übung der Feuerwehren Vorarlbergs und Moldawien war angesagt.
Zuvor aber wurde noch in Anwesenheit des Innenministers und Vertreter der Öst. Botschaft die Übergabe der Fahrzeuge zelebriert – eine für alle Fahrzeuge gesamt. Für jedes einzeln der moldauischen Feuerwehrleute bot manchmal ein Bild wie eine Versammlung Vorarlberger Feuerwehren – nicht nur Fahrzeuge werden benötigt, man sah, dass auch Einsatzbekleidung aus Vorarlberg gute Dienste leistet. Anderntags ging es dann nach Chisinau in den großen Feuerwehrstützpunkt, wo unser Massenlager für uns vorbereitet war. Als Selbstversorger hatten wir Dank der vielen Sponsoren alles dabei, was zu einem auch dem leiblichen Wohl dienenden Aufenthalt notwendig war.
Danach kam die Serie der Übergabe der Fahrzeuge an die jeweiligen Feuerwehr Stützpunkte. Wir sind es gewohnt, dass die Feuerwehr Teil der Öffentlichkeit ist – diesem Wunsch Folge leistend fuhren wir mit den jeweiligen Autos nach Straseni, nach Calarasi und auch bis in den Norden, direkt an die ukrainische Grenze, nach Briceni. Wir erlebten dabei drei verschiedene Formen von Übergaben der Autos.
In Straseni war ein großer Empfang vor der „Primaria“, dem Rathaus. Bürgermeisterin, der gesamte Stab und viele aus der Bevölkerung nahmen daran teil. Auch der traditionelle Empfang mit Brot und Salz durfte nicht fehlen, eine Ehrenurkunde für jeden zeigte die Wertschätzung, die man uns entgegenbrachte. Hier in Straseni bei der engagierten Bürgermeisterin Valentina Casian hat nun das TLF von Sulzberg seine neue Heimat.
Mit kirchlichem Segen wurde die nächste Übergabe in Calarasi begangen. Auch hier wieder Brot und Salz – die schöne Geste des Willkommens und der Gastfreundschaft. Das TLF von Hittisau wird ab nun hier seine Dienste verrichten.
Ganz im Norden, in der Grenzstadt Briceni direkt an der ukrainischen Grenze ist nun das TLF von Frastanz eine wertvolle Bereicherung der Arbeit der dortigen Feuerwehr. Hier die dritte Form der Übergabe – mit hochoffiziellen Reden des Rajonspräsidenten, des Vertreters des Rajonsparlamentes und der Stadt. Wahrlich fulminant dann die Essenseinladung – lauter einfache Gerichte, aber wunderbar zubereitet und mit der bekannten herzlichen Gastfreundschaft serviert.
Am letzten Tag dann ein ganz spezieller Tag – der „CONCORDIA“-Tag. Diese österreichische Sozialeinrichtung kümmert sich in Moldau an über 50 Orten um alleinstehende ältere Menschen, führt Suppenküchen und unterhält kleine Sozialzentren. Gleichzeitig ist Concordia Obhut für Kinder, oft elternlose Kinder. Die Erwachsenen sind meistens im Ausland als Gastarbeiter – die einzige Chance, die Familie zu erhalten. Zurück bleiben die Alten und die Kinder. Über 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, geführt von der aus Zwischenwasser stammenden Bettina Schörgenhofer, haben da tagtäglich eine große und wertvolle Aufgabe. Wunderbar der Empfang in einem dieser Sozialzentren, man spürt die Lebensfreude die diese Menschen trotz bitterer Armut haben. Ein Besuch bei einer der vielen bedürftigen Familien gab tiefe Einblicke in die Lebensverhältnisse und lassen die Mühen des täglichen Lebenskampfes spürbar werden.
Rasch, zu rasch in Verhältnis zu den vielen Eindrücken, vergingen die Tage in diesem Land, das eigentlich so nahe ist bei uns und doch so weit. Zu früher Morgenstunde ging es dann am 2.Juni mit einer Zwischenlandung in Bukarest zurück nach München. Die Fahrt dann nach Hause war dazu angetan, die Reise nochmals Revue passieren zu lassen, das was man gesehen hatte zu vergleichen mit dem, was einem zu Hause in gewohnter Umgebung wieder erwartet. Zurück blieb bei allen das Bewusstsein, dass sich die Reise gelohnt hatte. Für die Menschen in Moldawien, denen man mit Fahrzeugen und Gerätschaften ein bisschen helfen konnte. Aber auch für einen selbst, sieht man nun doch vieles mit anderen Augen.
Danke allen, die mitgeholfen haben, dieses Projekt erfolgreich abzuschließen. Vor allem der ganzen Mannschaft, die ihre Zeit, ihren Urlaub geopfert haben im Dienste anderer.
Die Meinung ist bei allen ident: das Projekt soll im kommenden Jahr fortgesetzt werden.
(Bericht und alle Fotos: Dietmar Mathis)
aBgm Hans Kohler
Walgaustr.25
A 6830 Rankweil
eMail: hans.kohler@outlook.com
Hier noch einige Eindrücke die unser Wehrmann Rudolf Mock
mit seinem Kollegen Peter Beck gemacht hat.